Die Wissenschaftsbasis
(5) Zur Vermittlung des Verständnisses für das therapeutische Vorgehen
Wir haben es in der Psychotherapie mit hochkomplexen und -komplizierten psychophysiologischen und soziologischen Wechselwirkungsprozessen zu tun. Die therapeutische Praxis erfordert ein gleichermaßen komplexes Denken und Handeln. Dem Klienten sollte aber über den Aufweis von Leitlinien die Netzwerk- und Musterkomplexität der mental-behavioralen Zusammenhänge angemessen verdeutlicht werden.
Die Aktivationstherapie hat mit ihren vier Strategien (und den damit verbundenen etwa 40 Interventionen) das Problem der Komplexität weitgehend gelöst. Die Therapie wird in ihrer Grundlage, Praxis und Intention von den Klienten unterschiedlicher Bildungsgrade intellektuell klar erfaßt. Diese Kenntnis führt im Fortgang der Therapie durch die Wechselwirkung von Erwartung und Erfahrung zu einer tragfähigen Lebensplanung und -gestaltung.
(6) Zum Aktivitätsaspekt der Therapie
Wir stehen nicht in Kontakt mit einer interpretationsfreien Wirklichkeit. Sowohl äußere Wirklichkeit als auch wir selbst - unsere Persönlichkeit - sind das Ergebnis einer Konstruktion. Wie wir nicht Gefangene unserer Autobiographie sind, so sind wir auch nicht Gefangene der Gesellschaft, in der wir leben.
Wir gestalten weitgehend unser Schicksal selbst, können uns allerdings auch selbst versklaven. Wir reagieren auf unsere Umwelt so, wie wir sie sehen; wir reagieren nicht auf Reize, sondern auf die Interpretation der Reize. Wir sehen uns selbst, die anderen und die Dinge durch die Brille unserer eigenen Konstrukte. Deshalb leben Partner auch nicht in derselben Situation; sie reagieren in ihr unterschiedlich.
Menschen sind einander nur dadurch und soweit ähnlich, wie sie sich und die Welt auf ähnliche Weise konstruieren, d.h. unterscheiden, interpretieren, sehen, was Ereignisse implizieren, also Ereignissen dieselbe Bedeutung verleihen.
Das Ziel der Therapie ist die Selbstbefreiung
Sie soll es dem Klienten möglich machen, seine einengenden und fehlsteuernden Konstruktionen zu erkennen und den damit verbundenen Widersprüchen in ihrer Sicht vom Leben produktiv zu begegnen. Die Therapie ist Beihilfe zur Überprüfung und Neukonstruktion des Lebens, d.h. des Verhaltens und Erlebens. Der Therapeut drängt dem Klienten nicht sein Konstruktsystem auf; er ermutigt den Klienten zum Aufbau und zum Ausprobieren realistischer produktiver Verhaltensweisen und Erwartungen und verdeutlicht dem Klienten die Chancen und das Feedback des Kompetenzgewinns in den verschiedenen relevanten Lebenssituationen.