Die Wissenschaftsbasis

(3) Zum Wertemuster der Therapie

Der emotionale Aspekt verweist uns auf die Zielvorstellungen der Therapie. In der Therapie geht es um Veränderungen des Verhaltens und Erlebens der Klienten. Der Therapeut sollte sich über die Richtung der Veränderungen, über die Werte, die seinem therapeutischen Bemühen zugrundeliegen, die ihn bei seiner Arbeit leiten, im klaren sein.

 

Die Aktivationstherapie ist nicht nur auf Verhaltenskorrekturen im Sinne der Behebung von Defizit-, Überschuß- bzw. Fehlverhalten ausgerichtet. Sie beabsichtigt, die Ankerpunkte des angestrebten produktiven Verhaltens, die kognitiv-emotionalen Strukturelemente mit in die Therapie einzubeziehen. Dabei betont die Therapie die Dominanz der Emotion bei der intuitiven Vorausschau, die Dominanz der Kognition bei der angepeilten Wegfindung und die Integration von Emotion und Kognition bei der Wertorientierung.

 

Bei der Reflexion auf das der Aktivationstherapie zugrundeliegende Wertemuster zeigen sich fünf in engem Bezug zueinander stehende Werte. Im Zentrum steht "einfühlendes Verstehen" (Empathie), eine Eigenschaft, die sich am deutlichsten in der Toleranz äußert. Dieses einfühlende Verstehen setzt "innere Freiheit" (Selbstkontrolle) und "Selbstachtung" (Ich-Identität) voraus bzw. ist unmittelbar mit ihnen gekoppelt. Letztlich finden diese personzentrierten Werte ihre Verwirklichung in "Verantwortlichkeit" und "reifer Liebesfähigkeit".

 

Wir können die Werte in einem Schaubild zusammenfassen:

 


(4) Zur Einschätzung der Symptome in der Therapie

Die Aktivationstherapie interpretiert die psychischen und psychosomatischen Symptombildungen als provisorische Selbstheilung. Deshalb hat der Aktivationstherapeut Respekt vor den Symptomen. Der Klient erfährt, daß er der Produzent seiner Symptome ist, er mit dieser Symptomarbeit eine Überlebensaufgabe geleistet hat, ohne die er sein Leben nicht mehr hätte halten können.

 

In den fortschreitend schweren Symptomen verliert der Mensch letztlich, wie z. B. in der massiven depressiven Verstimmung oder im schizophrenen Schub, die Selbstkontrolle, aber das Leben wird noch auf schmerzhafter und entfremdeter Stufe gehalten. Das Symptom ist eine - wenn auch abwegige und selbstschädigende - Leistung der Lebensbewältigung.

 

Der Aktivationstherapeut konzentriert seine Arbeit zunächst auf die Symptome, zeigt dem Klienten die Wege ihres schrittweisen Abbaus auf, ermutigt und stützt ihn bei der von ihm selbst zu leistenden Arbeit, zumal dabei alte und neue Ängste und Unsicherheiten frei werden. Die zu erringende Sicherheit gewinnt der Klient dann im ebenfalls schrittweisen Aufbau eines gezielten, d.h. auf das jeweilige Symptomareal bezogenen Bewältigungsverhaltens. Dabei lernt der Klient, dieses Verhalten zunächst in ähnlichen, später auch in neu- und andersartigen Situationen anzuwenden.

 

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