Die Erkenntnisse - 7 Thesen III
Siebte Erkenntnis:
Von den zwei Fehlentwicklungen des Verhaltens, dem Aggressionsverhalten und dem Vermeidungsverhalten, ist das letztere das den Menschen am meisten gefährdende Verhalten; denn das Vermeidungsverhalten führt ihn über das Rückzugsverhalten leicht in die Lethargie und Depression, d.h. in eine erlernte Untätigkeit und Hilflosigkeit. Die Gefahr dieser Entwicklung liegt darin, daß mit ihr auch die zentrale Antriebskraft erlahmt. Solche Menschen machen dann die Erfahrung, daß sie sich nicht mehr verändern können; denn was sich nicht bewegt, vermag man auch nicht zu steuern. In solchen Fällen hat die Therapie zunächst die Aufgabe, die Lebens- und Bewältigungskräfte wieder in Gang zu bringen.
Fazit der Erkenntnisse:
Ganz gleich welcher Art die störenden Vergangenheitsursachen und in welchem Alter sie gegeben waren, im gegenwärtigen Leben des Klienten verweisen lediglich gewisse belastende Erlebnis- und Verhaltensgewohnheiten auf unzulänglich verarbeitete negative Einflüsse der Vergangenheit. Diese Gewohnheiten werden täglich durch vielerlei Äußerungen jedesmal neu gestützt. So wirkt z. B. jeder Befürchtungsgedanke, der sich angesichts bevorstehender Aufgaben im Bewußtsein (Selbstgespräch) meldet und jedes Vermeidungsverhalten, das der Klient in einer Anforderungs-, Aufforderungs- und Entscheidungssituation zeigt, als Bestätigung und Verstärkung, d.h. als Stützursache seiner zentralen Unsicherheit und Angst.
Die Therapie hat sich also auf die Behebung dieser Äußerungsweisen bzw. Stützursachen zu konzentrieren. Damit werden Angst und Unsicherheit schrittweise abgebaut und Selbstsicherheit und Zuversicht aufgebaut.
Allerdings kommt es nur bei etwa einem Drittel der Klienten schon durch die Befreiung von Unsicherheit und Angst zur Entwicklung einer kompetenten Persönlichkeit. Die überwiegende Anzahl bedarf noch eines regelrechten therapiegeleiteten Aufbautrainings in den leistungs- und besonders sozialorientierten Bewältigungsfunktionen.
Diese Tatsache verweist darauf, daß die meisten Klienten aufgrund ihrer schon länger bestehenden psychischen Behinderung wichtige Lernerfahrungen versäumten, das zur Gewohnheit gewordene Fehlverhalten bei ihnen also auch zu einem Defizitverhalten führte.